Piroschkas Rückfahrt – ein Moment, der bleibt

Piroschkas Rückfahrt – ein Moment, der bleibt

Die Rückfahrt aus der Klinik mit meinen drei Pferden, darunter auch meine 27-jährige Stute Piroschka, war eine dieser besonderen Situationen, die einen noch lange begleiten.

Piroschka hatte zuvor acht Wochen in der Klinik verbracht – zur Behandlung ihrer Augenerkrankung. Obwohl sie dort mehrmals täglich im Schritt geführt wurde, hatte sie spürbar an Tiefenmuskulatur und Stabilität verloren. Sie musste stets mit Augenmaske bewegt und besonders geschützt geführt werden. Selbst das Wälzen im Sand oder das freie Bewegen auf sandigem Boden war aufgrund der Augensituation nicht möglich. All das erschwerte die aufrechte Haltung und das Halten ihres Gleichgewichts enorm. Viele natürliche Bewegungsimpulse, die normalerweise Stabilität und Balance fördern, mussten aus Rücksicht auf das verletzte Auge unterbleiben.

Auch wenn der große LKW mit Luftdruckfederung und Doppelachse grundsätzlich sehr pferdefreundlich ausgestattet ist, zeigte sich, wie sehr die Kombination aus körperlicher Schwäche und psychischem Stress selbst für ein routiniertes Transportpferd zur Belastung werden kann.

Nach etwa 100 Kilometern Fahrt konnte ich über die Kamera im Transporter beobachten, wie meine Seniorin Piroschka plötzlich deutliche Schwäche zeigte. Sie war tatsächlich zu Boden gegangen. Dank der breiten Trennwandstellung und dem Sicherheitshalfter von Equilibrium blieb sie unverletzt – auch die Anbindevorrichtungen waren wie immer so gewählt, dass in genau solchen Momenten keine Gefahr entsteht. Durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen und ruhige Führung gelang es mir, sie wieder auf die Beine zu bringen. Ein Moment, in dem jede Sekunde zählte.

Ich lenkte den Wagen sofort an den Straßenrand. Piroschka war nassgeschwitzt. Die Atmung blieb stabil, aber Gelenke und Muskulatur waren so erschöpft. Jede Bewegung war bedacht, jede Geste achtsam.

Zeichen der Hoffnung: Sie äppelte – ein kleines, aber wichtiges Signal. Nicht im Sinne einer beginnenden Kolik, sondern eher ein Hinweis darauf, wie sehr sie sich während der Fahrt damit schwertat. Die Bewegung im Transporter, ihre Instabilität – all das machte es ihr vermutlich schwer, die nötige Haltung zum Äppeln einzunehmen. Und wenn man Angst hat, dabei das Gleichgewicht zu verlieren, hält der Körper oft alles zurück. Dass sie sich endlich lösen konnte, war ein kleiner Durchbruch.

Ich schaltete die Sprechanlage auf Dauerbetrieb, sprach mit ihr, sang, klatschte – alles, um sie wach und bei mir zu halten.

Auch die anderen Pferde zeigten etwas Besonderes: Ruhe. Rücksicht. Als spürten sie, dass ihre Gefährtin ums Gleichgewicht rang.

Gegen 20 Uhr erreichten wir endlich den Heimatstall. Der Tierarzt wartete bereits, um Piroschka direkt zu untersuchen und sie beim Ausladen zu begleiten. Mit viel Unterstützung konnte sie entladen werden. Als sie die vertrauten Stimmen der anderen Pferde hörte, hob sie den Kopf – da war es wieder: Leben. Sicherheit. Ankommen.

Ganzheitliche Tierbegleitung heißt nicht nur behandeln. Sie heißt auch: präsent sein, fühlen, zuhören. Besonders in den Momenten, die keine Anleitung kennen – aber Herz brauchen.